Sonntag, 17. April 2011

Carlingford (3)

Wandern und Sights in allen Ehren, fragt sich jetzt vielleicht der eine oder andere, wieso ich freiwillig und ganz bewusst in so ein Kaff fahre. Tjaaaa. Ich hab schon erwähnt, dass die Carlingforder seltsam sind. Das bezieht sich nicht nur darauf, dass sie einfach so ins kalte Wasser springen. Neeeein. Die Carlingforder sind überzeugt, dass es bei ihnen Kobolde gibt! Vor etlichen Jahren hörte einer der Einheimischen einen Knall, lief dann zu dessen vermeintlichen Ursprungsort und fand dort ein paar Knochen, die Kleidung eines Kobolds und ein paar Goldmünzen. Das alles wird in einem der örtlichen Pubs ausgestellt (nicht so leicht zu finden, weil dort so viel an der Wand rumhängt, und dann auch enttäuschend - sieht nicht sehr "echt" aus). Seitdem gibt es einen Leprechaun-Hype - die Kobolde sind in Carlingford allgegenwärtig.

Seit ein paar Jahren gibt es an dem Sonntag im März, an dem die Uhr umgestellt wird, die "National Leprechaun Hunt". Und an DER wollte ich unbedingt teilnehmen :-)



Ich bin davon ausgegangen, dass das halt ein überschaubares Event für ein paar doofe TouristInnen ist, die alles mitmachen. Weit gefehlt! Je nach Informationsquelle gab es 600-700 bzw. sogar 1.000 TeilnehmerInnen, die sich gegen Mittag neben der Touristinfo versammeln.
Dort kauft man dann eine Koboldjadglizenz um EUR 5 und bekommt das Objekt der Begierde gezeigt - Kobolde aus Keramik und aus Plüsch, die es zu suchen gilt. Die versteckten Kobolde sind an der Unterseite "codiert", und nach der Jagd kann man sie gegen einen Gewinn (verschiedene Bargeldbeträge) eintauschen.


Die Kobolde sind aber nicht im Ort versteckt, sondern in einem fest definierten Gebiet in den Bergen.



Also zieht der ganze Tross gemeinsam los zum Suchgebiet.



Angeführt von einer Dudelsack-Band.






Diese verabschiedet sich dann auf der Hauptstraße, und die JägerInnen laufen den Berg rauf (wir zum 2. Mal an diesem Tag - wieder schnauf, aber mit DIESER Motivation im Hintergrund wesentlich schneller und ohne Pausen), bis das Suchgebiet erreicht wird. Und dann geht's los. Aber nicht, ohne dass man nochmal daran erinnert wird, dass man nur die Plüsch- und Keramikkobolde mitnehmen darf. Wenn man einen richtigen Kobold sieht, muss man ihn in Ruhe lassen. Die sind hier nämlich ganz offiziell geschützt!



Und schon stürmen die JägerInnen den Berg, gucken unter jeden Busch und Stein, laufen den Berg rauf und runter, hin und her - und wir natürlich auch. Um uns herum hört man dauernd Jubelschreie, wir finden aber keinen Kobold. Macht aber nicht ganz so viel aus. Das Dabeisein zahlt sich schon deswegen aus, mal was so Skuriles zu erleben - hunderte sonst vermutlich recht vernünftige Leute krabbeln auf dem Berg rum und suchen Plüschfiguren. Das gibt's wohl nur in Irland :-)


Nach etwa einer Stunde - ziemlich erschöpft oben am Berg angekommen und ohne Hoffnung, jetzt noch einen Kobold zu finden - geben wir auf. Die eigentliche Jagd geht noch ca. 1,5 h lang weiter. Zwischendurch sehen wir aber einen Hubschrauber, der kontinuierlich über dem Suchgebiet kreist. Ob der die verbleibenden Plüschkobolde sucht? Oder die echten beschützen will? Oder die letzten JägerInnen einsammelt? Konnte leider nicht geklärt werden.


Im Nachhinein haben wir übrigens erfahren, dass die Kobolde nicht schon vorab versteckt werden, sondern dass mit den JägerInnen rd. 30 VersteckerInnen den Berg bevölkern und immer wieder mal einen Kobold fallen lassen. Es kann also vorkommen, dass genau an der Stelle, an der man gerade vergeblich gesucht hat, 2 Minuten später jemand anderer einen findet. Ist aber ganz fair, weil dadurch auch die, die erst später das Suchgebiet erreichen, noch eine (theoretische) Chance auf einen Kobold haben. Und ich vermute mal, dass die VersteckerInnen tendenziell dann einen Kobold fallen lassen, wenn sie in der Nähe einer Familie mit vielen Kindern sind (die waren nämlich alle recht erfolgreich!), somit wenig erstaunlich, dass wir nichts gefunden haben.


Die Carlingford Leprechauns sind übrigens sehr modern und sogar auf Youtube vertreten!







Angeblich gibt's auch Fotos von der heurigen Jagd auf Facebook, aber da ich da nicht mitspiele, kann ich das nicht prüfen :-)


Kleine abschließende Randnotiz: Die Carlingforder springen nicht nur ins Wasser und jagen Kobolde; am Ostersonntag findet z.B. auch ein Hühner-Rennen statt...

1 Kommentar:

  1. sehr witziger event - sehr witziger bericht.
    und das hühnerrennen ist ja auch ein hammer. ;-)

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