Samstag, 6. Juni 2015

The Exam

Vor ca. 1,5 Jahren hab ich beschlossen, mal wieder ernsthafter Ballettkurse zu besuchen - und dann gleich richtig :-) In einer Tanzschule in Dun Laoghaire wurde ein neuer Kurs angeboten - RAD Grade 7 - und das wollte ich mal ausprobieren. Nichtsahnend, was das denn ist :-)
 
Es hat sich herausgestellt, dass das ein Programm ist, dass der Royal Academy of Dance in London folgt (http://www.rad.org.uk/achieve/exams). Man durchläuft Level 1-8, lernt dabei jeweils ein bestimmtes Programm aus Stangenübungen, Technikübungen in der Mitte, Free Movement und Charaktertanz und macht dann am Ende eine Prüfung.
 
Die ersten Stunden waren total frustrierend. Aus meiner früheren "Tanzkarriere" war ich es gewohnt, die Schritte schnell zu lernen - und dann haben die anderen von mir abgeschaut :-). Tja. Hier war das anders. Obwohl der Kurs neu begonnen hat, haben alle das Programm schon gekannt - entweder, weil sie gerade noch woanders denselben Kurs machten, oder weil sie das schon mal als Jugendliche gelernt hatten. Somit wurde das Programm einfach abgespult, nicht unterrichtet, und ich hab ziemlich gekämpft, mit Abschauen und Nachmachen zurecht zu kommen. Das Programm dauert ca. 45 Minuten, ist in Bezug auf die Technik nicht ganz ohne, und es kommen immer wieder Stückchen vor, die ähnlich aber eben doch anders sich - kurz, man vertauscht schnell mal was. Noch dazu hat der Kurs um 21.00 Uhr begonnen - nicht gerade die optimale Konzentrationszeit für mich :-)
 
Bei einem Londonaufenthalt hab ich mir die DVD gekauft - die hat aber selbst nach zweimaligem Umtausch nicht funktioniert. Es gibt auch ein Skript dazu, aber die Übersetzung der Worte in meinen Kopf und meine Beine hat auch nicht so recht geklappt. So ist es halt beim Abschauen und You Tube Video Nachhilfe geblieben, und irgendwann haben sich die Schritte dann so schön langsam in meinem Kopf verankert.
 
Im November wollte uns die Lehrerin zur Prüfung anmelden - und wir haben gestreikt. Nach dreimonatiger Sommerpause war nämlich wieder alles weg. Dito für den Februartermin - Weihnachts- und Semesterferien: gaaanz böse für den Tanzfortschritt.
 
Schließlich haben wir uns dann aber überwunden, es beim Mai-Termin zu wagen. Es gab etliche Zusatztermine für Proben, in Kirchen und Schulturnsälen, auch mit der Pianistin (da bei der Prüfung live gespielt werden muss - Premiere  für mich, und tatsächlich ganz anders, als wenn da eine CD läuft). Und die richtige Ausstattung musste gekauft werden: Charakterschuhe, Charakterrock, Sprungschuhe, spezielle Strumpfhosen und Trikots - das wird von der Royal Academy of Dance nämlich genau vorgeschrieben.
 
Und am 23. Mai war's dann soweit - Prüfungstag! Unser Termin war um 12.50, und wir mussten eine Stunde vorher dort sein. Die ließ sich mit Aufwärmen und Plaudern ganz gut rumkriegen, und die Nervosität hielt sich auf einem gesunden Level :-). Schließlich läutet ein Glöckchen, unsere Lehrerin hält uns die Tür auf, wir laufen in den Saal, in dem die Pianistin und die Prüferin sitzen. Eine kurze Begrüßung, Überprüfung, ob unsere Namen auch stimmen, und los geht's. Zuerst die Stangenübungen, die ganz gut gehen. Allerdings mit ziemlich zittrigen Beinen und wenig Sauerstoff - es ist nämlich total heiß im Raum. Viel motivierendes Lächeln und Mitschunkeln seitens der Prüferin, einer  netten Australierin (die sich kurz nach ihrer Ankunft in Irland den Arm gebrochen hat - ob das die besten Voraussetzungen für die Prüflinge sind??? Sie scheint es aber gut mit uns zu meinen, und man merkt, dass sie das Tanzen in Herz und Blut hat :-)), die zwischendurch sogar mal meint, sie sollte sich besser ihre Sonnenbrille aufsetzen, weil sie von der Sonne, die durch die Oberlichter in den Raum scheint, genau geblendet wird. Naja. Vielleicht ganz gut für uns, sieht sie nicht so genau :-)
 
Dann die Technik und Tänze im Raum, die teilweise in der Gruppe, teilweise als Solo gemacht werden müssen. Klappt auch ganz gut, aber bei den letzten paar Proben war ich zufriedener mit mir. Aber zumindest zum Teil kann man dem Raum die Schuld geben (total rutschiger Boden, heiß und stickig), und wir hoffen auch auf einen Altersbonus (normalerweise machen Teenager diese Prüfungen...). Nach einem meiner Soli, während eine andere Kandidatin tanzt, steh ich am Rand und keuche, hab das Gefühl gleich mal umzukippen, weil gar keine Luft mehr da ist. Passiert dann aber doch nicht, und ich bringe auch das restliche Programm hinter mich. Mit kleinen Erfolgserlebnissen: bei einer Drehung steh ich auf einem Knick im Boden, funktioniert aber trotzdem problemlos, und mein persönliches "Horrorstück" (mit schwierig zu hörendem Anfangseinsatz und einem Mittelstück, bei dem Arme und Beine soooo unlogisch zusammenarbeiten sollen, dass eine der Lehrerinnen sogar mal gemeint hat, dass das wohl ein Legastheniker choreographiert haben muss...) funktioniert auch ohne größere Patzer. Und immer viiiiel lächeln :-)
 
Beim letzten Stück, der Reverance, gilt die erste Verbeugung der Pianistin. Die lächelt uns dabei freudig zu und nickt motivierend - find ich voll nett. Die zweite Verbeugung für die Prüferin, und dann ist es geschafft. Noch ein schnelles "Thank you and goodbye", und wir laufen wieder aus dem Saal. Und sind dann anscheinend so erledigt, dass wir sogar auf das geplante Abschlussfoto vergessen.
 
Ergebnisse gibt's erst in ein paar Wochen - die Mitschriften und Beurteilungen der Prüferin werden in London offenbar auf Herz und Nieren geprüft. Aber da sie unserer Lehrerin die Rückmeldung gegeben hat, dass wir lovely waren, haben wir ja hoffentlich bestanden :-)
 
 

2 Kommentare:

  1. Wow also wenn du dir schwertust, möchte ich nicht wissen, was das für eine Choreo war.... ;-)
    Toll!!

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    1. :-)

      Ich glaub, es lag mehr daran, dass mein Kopf nicht mehr daran gewöhnt ist/war, sich Tanzschritte zu merken :-)

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